Vision, Mission, Strategie & Werte: einfach erklärt | Dr. Wolfgang Irber (2024)

Was ist eine Vision?

Eine Vision beschreibt einen wünschenswerten Zustand in der Zukunft, in diesem Fall Ihrer Firma:

Wie sieht die Zukunft aus, wenn diese Vision Wirklichkeit geworden ist?

Idealerweise beschreibt die Vision ein realistisches Ziel in der nicht zu fernen Zukunft. Der Visionstext sollte immer kurz, einprägsam und inspirierend sein. Wer erinnert sich nicht an die Worte: „I have a dream…“ Das ist der Beginn einer der emotionalsten Visionen, die ich je gehört habe.

Die Erfüllung der Vision ist das Ergebnis aus dem Zusammenwirken von Mission, Strategie und gelebten Werten, deren Inhalte weiter unten erklärt werden.

Stark vereinfacht kann man sagen: Die Mission ist das, was die Firma im Wettbewerb mit anderen Firmen auszeichnet. Doch mit der täglichen Leidenschaft im missionarischen Tun soll irgenwann irgendetwas erreicht werden. Das ist die Vision. Um mit dem täglichen Tun die Vision zu erreichen, benötigt man eine Strategie. Und mit den Werten wird das tägliche Tun in eine ethisches Regelwerk gepackt.

Beispiele

Microsoft hatte 1975 die Vision: Ein Computer auf jedem Schreibtisch und in jedem Zuhause. Dieser Zustand ist heute erreicht, vor allem, wenn der Computer als Smartphone angesehen wird. Auch wenn es für Microsoft etwas anders lief, als gedacht.

Viele weitere Beispiele finden sich auf der Website von Massier, wie z.B. die Vision von Ikea: Einen besseren Alltag für die vielen Menschen schaffen.

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Was ist eine Mission / ein Purpose?

Eine Mission (oft auch Purpose = Zweck genannt) beschreibt den eigentlichen Daseinszweck einer Firma in der Gegenwart:

Warum gibt es unsere Firma und was treibt uns an, die Probleme unserer Kunden zu lösen?

Die Mission nimmt Bezug auf Kunden, Produkte, Dienstleistung und deren Einzigartigkeit. Es geht dabei um den eigentlichen Sinn der Firma als Produktlieferant/Dienstleister für die Kunden.

Der Text dazu ist oft länger als die Vision und kann auch in Abschnitte gegliedert sein. Dennoch sollte er leicht merkbar sein, denn nur das tägliche Umsetzen der Missions-Tätigkeit hilft im Erreichen der Vision.

Achtung
Die Mission wird oft zur allgemeinen Verwirrung auch als Vision verkauft und andersherum. Viele Firmen haben entweder nur das eine oder das andere, was die Transformation erschwert.

Aber um es klarzustellen: Die Mission beschreibt im Idealfall das Tun in der Gegenwart, die Vision einen Zustand in der Zukunft. Die Strategie ist der Weg zur Erreichung der Vision.

Braucht es eine Mission unbedingt?

Ja, denn sie nimmt auf die Kunden-Problemlösung eindeutig Bezug. So wird klar definiert, warum es die Firma oder die Abteilung gibt und was die Kernaufgabe ist.

Achten Sie auf die Formulierung und die Unterscheidbarkeit zur Vision. Eine überzeugende Geschichte in Verbindung mit einer Visualisierung hilft Ihnen später in der Kommunikation (Warum eine Vision als Geschichte erzählt werden muss).

Beispiele

Eine sehr einfache Vision könnte z.B. heißen: „We deliver excellence as top service provider in 5 years“. Die dazu passende Mission wäre eine etwas detaillierter Ausführung, was „excellence“ im Kundenbezug wirklich bedeutet: „Leading through exceptional service and creative solutions to help our partners succeed„.

In einem anderen Beispiel einer Abteilung, die für die Organisation der Vorprodukte für die Fertigung ständig ist, lautet die Mission: „We create and supply thrilling interiors and exteriors“. Die dazugehörige Vision als angestrebter Zustand in der Zukunft lautet: „In 5 years, we are proud of the most performing supply chain in the industry.“
Über das, was diese Abteilung in ihrer Mission täglich macht, wird der Zustand in der Zukunft, die Vision, erreicht. Die Erreichung gelingt durch die Ausübung der strategischen Schritte, flankiert von den eigenen Werten.

Heute im Jahr 2023 heißt z.B. die Mission von Microsoft: Andere befähigen, mehr zu erreichen. Vielleicht ist dies nicht gerade für jedermann hochemotional, aber für Nerds ist sie auf jeden Fall inspirierend genug, um daran mitzuwirken.

Was ist die Strategie?

Die Strategie definiert die notwendigen Schritte auf dem Weg zum Erreichen der Vision:

Was müssen wir täglich tun, um die Mission noch besser zu leben, und um die Vision zu erreichen?

Die Strategie ist normalerweise nicht öffentlich einsehbar, zumindest nicht in den Details, die in der klassischen Strategy Map aufgelistet sind. Man will nicht mit offenen Karten spielen und sich von der Konkurrenz alle Trümpfe aus der Hand nehmen lassen. Die Strategie ließe sich mit einer Überschrift charakterisieren: „We have a detailed plan.“

In der Regel ist sie in unterschiedliche Kategorien gegliedert, die alle auf spezifische Verbesserungen hinarbeiten und operative Ziele darstellen.

Wichtig für die Strategie ist die Messbarkeit der Initiativen, um klar erkennen zu können, wie weit sind wir schon gekommen und wie weit müssen wir noch gehen? Sind wir noch auf dem richtigen Kurs?

Hier hilft es, die Ziele ASMART aufzubauen, das heisst:

  • Aligned = mit den Unternehmenszielen abgestimmt
  • Specific = klar und eindeutig kommuniziert
  • Measurable = die Erfolge sind sichtbar und messbar
  • Achievable = die nötige Motivation ist da
  • Realistic = tatsächlich auch erreichbar
  • Time-bound = es gibt eine Deadline und Milestones

ASMART ist einfach in der Theorie, aber ich habe es sehr oft erlebt, dass mindestens eine Voraussetzung in der Praxis nicht erfüllt war. Das führt zu Unklarheit, Unsicherheit, undefinierten Annahmen und letztendlich Frustration.

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Sobald es mit einer Strategie nicht mehr läuft, ist es an der Zeit neue Wege zu beschreiten.

Schramke, Jonathan (Coach, Consultant, Dozent)

Was sind die Werte?

Die Werte sind das moralische Fundament für die Umsetzung der Strategie und beantworten die Frage:

Welche Regeln bestimmen, wie wir die Strategie im Alltag ausführen wollen?

Die Werte sind der ethische Kompass für das Handeln vom einzelnen Mitarbeiter bis zur großen Firma als Ganzes. Sie definieren die internen Spielregeln und oft auch den Rahmen für das soziale Gesicht nach innen und nach außen.

Viele Werte von Firmen ähneln sich auf frappierende Weise. Versuchen Sie dennoch kreativ zu sein und nicht einfach zu kopieren. Es sollen die Werte Ihrer Firma und Ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sein.

Es hilft, die Werte immer auf die Strategie, Vision und Mission auszurichten, so werden sie wieder individuell. Das läßt sich einfach überprüfen, wenn man jeden Wert kritisch hinterfragt: „Ist er so formuliert, dass er uns in der Erfüllung der Vision unterstützt?“

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Werte kann man nicht lehren, sondern nur vorleben.

Viktor Frankl (1905–1997), Neurologe und Psychiater

Nicht das Produkt, sondern die Vision/Mission sollte im Vordergrund stehen

Der viel zitierte Simon Sinek hatte 2009 versucht, die oft sehr produktzentrierte Weltsicht von Unternehmen so umzugestalten, dass nicht das Produkt, sondern die Vision/Mission im Vordergrund steht. Nicht das WAS ist wichtig (das Produkt), sondern das WARUM , was ist unser Antrieb und wo wollen wir hin?

WARUM machen wir etwas, WIE setzen wir es um und WAS entsteht daraus?

Das Produkt ist die logische Folge aus dem WARUM.

Zwischen WARUM und WAS liegt das WIE, und entspricht der Strategie und den Werten.

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Beispiel

Die Vision von Apple zu Zeiten von Steve Jobs war: Einen Beitrag zur Welt leisten, indem man Werkzeuge für den Verstand herstellt, die die Menschheit voranbringen (= WARUM).

Damit ist nicht nur jeder Mitarbeiter motiviert, sondern auch alle Käufer, die helfen, die Menschheit mit dem Kauf voranzubringen. Aus dem WARUM ergibt sich zwangsläufig das WAS, also das Produkt.

Das Produkt dient einem höheren Zweck und steht nicht mehr im Vordergrund. Das „verwerfliche“ Geldverdienen passiert nebenbei. Letztendlich muss das Produkt selbstverständlich exzellent sein. Doch die Kunden über den Kauf in die Vision einzubeziehen und damit die Menschheit voranbringen zu lassen, war ein eleganter Schachzug.

Doch wie kommunizieren Sie die Vision an die Mitarbeitenden?

Inspirieren Sie mit einer Geschichte und einem großen Bild, indem alle Bausteine klar zu sehen sind.

Erzählen Sie Ihre Vision als motivierende Geschichte, erklären Sie das WARUM und nehmen Sie Bezug auf ein Bild, um die Erinnerung zu unterstützen.

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Unsere Sprache ist voller bildhafter Bezüge:

Lasst uns zuerst ein Bild machen, wie ist das Big Picture, ein Bild sagt mehr als 1000 Worte.

Wir Menschen denken in Bildern und nur, wenn wir etwas täglich vor Augen haben, bleibt es in Erinnerung. Oder wie heisst es so oft: Aus den Augen, aus dem Sinn. Und genau das ist bei der täglichen Umsetzung der Strategie wenig hilfreich.

Nutzen Sie die Kraft der Visualisierung für Ihre Transformation. Mit einem guten Bild schaffen Sie Klarheit und reduzieren gleichzeitig die Unsicherheit in einem Veränderungs-Prozess.

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Author: Margart Wisoky

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